Diplomatisches Magazin

Frieden braucht Vergebung

Sehr geehrte Leserinnen und Leser,

kennen Sie diese Situation: Jemand hat Sie tief gekränkt, vielleicht schon vor Jahren, vor Jahrzehnten. Dann treffen Sie diesen Menschen eines Tages unverhofft wieder und Sie spüren noch immer diesen Groll – obwohl der Anlass der Auseinandersetzung längst unwichtig geworden ist. Aber eine innerlich friedliche Haltung will sich nicht einstellen.

Psychologie und Weltanschauungen bieten Anleitungen und Übungen, um dem tiefen Bedürfnis des Menschen nach innerem Frieden zu begegnen. Alle Religionen lehren diesen Weg. Für Christen ist Weihnachten das Symbol des Friedens: Jesus, der Sohn Gottes, der in Gestalt eines Kindes auf die Welt kommt. Als Erwachsener erleidet er einen grauenhaften Foltertod. Gegen die ungerechte Gewalt wehrt er sich nicht. Warum nicht? Es wäre doch ein Leichtes, ausgestattet mit der Macht eines Gottessohnes. Um die Spirale der Gewalt nicht durch neue Gewalt weiter zu drehen. Um den Kreislauf der Gewalt zu beenden. Nicht „um des lieben Friedens willen“, sondern aufgrund echten Verzeihens hat er auf Gegengewalt verzichtet. Am Kreuz, so ist es überliefert, soll Jesus über seine Peiniger gesagt haben: „Herr, vergib Ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“

Eine schier unglaubliche Haltung des Verzeihens – der Weg zu echtem, substantiellem Frieden.

Ich wünsche Ihnen, dass Sie versöhnt mit sich und Anderen ins Neue Jahr gehen.

Dr. Irene Ernst - Herausgeberin und Geschäftsführerin