Diplomatisches Magazin
Ausgabe 05 / 2022
Delivery interruptions and trade impact
Themen
Unternehmen stärken -Wie die WTO auf die globalen Handelsprobleme durch Covid und den Ukraine-Krieg reagiert
Das Ende der Ausbeutung? - Das neue Lieferkettengesetz verpflichtet Unternehmen zu fairen Arbeitsbedingungen
Rohstoffe knapp, Preise dramatisch - Fast alle Branchen vom Krieg betroffen
Wirtschaftspolitik in Zeiten des Krieges - Russische Energielieferungen beenden und wirtschaftliche Kollateralschäden begrenzen?
EDITORIAL
War and other disorders
Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
in den letzten Wochen wurde uns drastisch vor Augen geführt, wie sehr die Ökonomien der Länder aufeinander angewiesen sind und wie fragil die globalisierte Weltwirtschaft ist. Wir hatten uns kaum von der Pandemie erholt, da brach der Ukraine-Krieg aus, dessen Folgen wir alle spüren: die Preise für Energie, Benzin und Nahrungsmittel explodieren, Bezugsquellen für die industrielle Produktion sind weggebrochen, Lieferketten gestört, Produktionen stehen still.
Während die wohlhabenden Länder trotz Schwierigkeiten noch damit zurechtkommen, ist es für Menschen in Entwicklungsländern existenzbedrohend, wenn aus der Ukraine kein Weizen mehr importiert werden kann. Libanon und Ägypten beziehen fast drei Viertel ihrer Weizenimporte aus der Ukraine, Senegal und Uganda etwa die Hälfte ihrer benötigten Menge.
Auf der anderen Seite wächst der Druck auf die Regierungen Europas, besonders Deutschlands, auf russische Energie-Importe zu verzichten, um diesen Krieg nicht mitzufinanzieren. Gleichzeitig wird erwartet, der Ukraine noch mehr beizustehen. Für die Politik keine einfache Situation. Es wäre besser, nicht in Schwarz-Weiß-Malerei zu verfallen mit der Auteilung der Welt in Gut und Böse und damit die Polarität weiter anzuheizen. Die Spaltung unserer Gesellschaft war schon bei der Covid-Pandemie dramatisch genug, wir müssen sie in diesem Konflikt nicht wiederholen.
Dr. Irene Ernst - Herausgeberin und Geschäftsführerin
