Diplomatisches Magazin

HEIMAT ODER ZUHAUSE

Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
das Foto auf dem Titel dieses Magazins ist mehr als nur ein Bild von einem Waldweg, es symbolisiert die Geschichte einer ganzen Region. Jahrzehntelang war Bitterfeld vom Braunkohleabbau und den damit verbundenen landschaftlichen Zerstörungen gekennzeichnet. Mit dem Aus der Braunkohle wurde ein großer Teil der Region geflutet und re-naturiert. Nach zwanzig Jahren ist hier eine neue Natur gewachsen. Der Künstler Sven Gatter hat diesen Prozess über Jahre mit seiner Kamera begleitet, mehr darüber finden Sie auf Seite 56. Mit Natur verbinden viele Menschen „Heimat“, ein Wort, das es nur im Deutschen gibt. Gelegentlich fragen uns ausländische Diplomatinnen und Diplomaten, was denn der Unterschied zwischen „Heimat“ und „Zuhause“ ist. Das ist eigentlich ganz einfach: Heimat ist, wo ich herkomme, wo ich aufgewachsen bin. Das Zuhause ist da, wo ich lebe, mich wohlfühle, wo Familie und Freunde sind. Aber in unserer globalisierten Welt ist das gar nicht mehr so einfach zu beantworten, wo das Zuhause ist. Die moderne Arbeitswelt erfordert Flexibilität und Mobilität. Und für Menschen, die ihr Zuhause verlassen mussten, ist Heimat oft eine bittere Erinnerung. Dass sie in Deutschland eine neue Heimat finden, dafür möchte die neue Bundesregierung in den nächsten Jahren viel tun. Selbst den Begriff „Heimatpolitik“ der Vorgängerregierung hat sie übernommen, will ihn aber mit neuem Leben füllen, sodass auch Menschen mit Migrationsgeschichte sich hineingenommen fühlen in die „Heimat Deutschland“. Wie Innenministerin Nancy Faeser das umsetzen möchte, das hätten wir gern erfahren. Leider wurde das Interview im letzten Moment abgesagt. Alle anderen Themen der neuen Bundesregierung finden Sie im SPECIAL ab Seite 20. Ich wünsche Ihnen eine angenehme Lektüre.

Dr. Irene Ernst - Herausgeberin und Geschäftsführerin